Lebendige Vergangenheit
Zu den stärksten Potenzen im italienischen Baritonfach zur Zeit der Zwanziger- und Dreißiger Jahre zählt der 1891 geborene Sänger Benvenuto Franci. Ein Künstler, der sich wie wenige andere internationale Geltung erwarb, und dessen Talent sich in den verschiedensten Gattungen der Opernkunst mitteilen konnte. Franci absolvierte seine musikalische Ausbildung an der Accademia di Santa Cecilia in Rom (seine Lehrer waren A. Cotogni und E. Rosati) und debütierte im Jahre 1918 im Teatro Costanzi zu Rom in der Rolle des Gianetto in Mascagnis „Lodoletta". Er blieb diesem Opernhaus für die nächste Zeit verbunden, erschien aber auch in seinen sängerischen Anfangsjahren am Teatro Lirico, Mailand, am Teatro San Carlo, Neapel, am Teatro Carlo Felicie, Genua sowie am Teatro Real, Madrid. In kurzer Zeit erarbeitete er sich ein großes Rollenrepertoire und sang tragende Partien in Opern wie „Lucia di Lammermoor", ,,Don Pasquale", ,,Maskenball", ,,La Boheme", „Bajazzo", ,,Rigoletto", ,,Traviata", ,,Tosca". Auch Rollen des deutschen Faches fanden sich bereits damals in seinem Repertoire, wie etwa der Telramund in „Lohengrin". Im Jahre 1923 wurde er an die Mailänder Scala verpflichtet, wo er als Antrittsrolle den Amonasro in „Aida" unter Toscaninis Leitung sang. Fortan blieb er für mehr als zwei Jahrzehnte dieser Musikstätte verbunden und entwickelte sich zu einer unentbehrlichen Stütze des Verdi Ensembles. Nebenher absolvierte er eine reiche Gastspieltätigkeit und wirkte sowohl an der Mailänder Scala als auch in anderen Opernhäusern bei mehreren Uraufführungen von Opern werken mit, so etwa bei Giordanos „La cena delle beffe" und „II piccolo Marat", bei Zandonais ,,I Cavalieri di Ekebu", sowie bei einer Reihe anderer, heute bereits vergessener Opern. Die Grundlage seines Rollen-Registers blieb auch in seinen Reifejahren noch immer das Verdi Fach, wobei noch Jago, Macbeth, Simone Boccanegra hinzukamen. Weitere Opern, in denen er wichtige Partien sang waren Bellinis „Purtianer", Meyerbeers „Afrikanerin", Ponchiellies „La Gioconda", Giordanos „Andre Chenier", Rossinis „Wilhelm Tell", Puccinis „Mantel" und „Gianni Schicchi", und „Das Mädchen aus dem goldenen Westen". Eine seiner erfolgreichsten Partien war der Escamillo in „Carmen", den er auch für eine vollständige Plattenaufnahme dieser Oper gesungen hat. Erwähnenswert sind auch seine Leistungen im Wagnerfach. Außer dem bereits genannten Telramund hat Franci auch den Amfortas im „Parsifal" und den Hans Sachs in den „Meistersingern" dargestellt. Wichtige Stationen seiner Sängerlaufbahn waren das Covent Garden Opera House, London (1925- 1931), das Teatro Colon in Buenos Aires (1926-1928, 1930), sowie die Arena von Verona, wo er in sieben Spielzeiten folgender Rollen sang: 1922 Tonio in „Bajazzo", 1924 Carlo Gerard in „Andre Chenier", 1925 Barnaba in ,,La Gioconda", 1931 die Titelrolle in „Wilhelm Tell", 1932 Rene in ,,Ein Maskenball", 1934 wieder Carlo Gerard, und schließlich 1948 Escamillo in „Carmen". Franci, der auch in Paris und Berlin gastierte, erlebte eine ungewöhnlich lange Sängerkarriere. 1940 sang er an der Mailänder Scala den Barak bei der italienischen Erstaufführung der „Frau ohne Schatten", 1944 erntete er große Erfolge am Teatro San Carlo in Neapel und auch in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war er an verschiedenen internationalen Opernhäusern zu hören. Das Ende seiner Laufbahn wurde 1955 durch einen Unfall herbeigeführt, den er in Turin erlitt. … Benvenuto Franci, born 1891, was one of the most resplendent and versatile Italian baritones in the 1920s and 30s. Franci initially studied with A. Cotogni and E. Rosait at the Accademia di Santa Cecilia in Rome and made his debut in 1918 at the Teatro Costanzi as Gianetto in Mascagni's "Lodoletta". Although he remained based in Rome he also initially made guest appearances at the Teatro Lirico, Milan, the Teatro San Carlo, Naples and the Teatro Carlo Felice, Genua as well as the Teatro Real, Madrid. Early on he enlarged his repertoire, singing leading roles in "Lucia di Lammermoor", "Don Pasquale" "Ballo in Maschera", "La Boheme", "I Pagliacci", "Rigoletto", "Traviata" and "Tosca". His non-Italian roles also included Telramund. He was engaged to sing at La Scala in 1923, making his debut there as Amonasro under Toscanini. Franci remained at La Scala for more than twenty years and became a pillar of the ensemble. Subsequently he made many guest appearances and also participated in many world premieres like Giordano's "La cena delle beffe" and "II piccolo Marat", Zandonai's "I Cavalieri di Ekebu" was well as numerous operas meanwhile forgotten. His main calling card, however, remained the Verdi repertoire. His roles later included Iago, Macbeth and Simone Boccanegra. He also sang in "I Puritani", "L'Africaine", "La Gioconda", "Andrea Chenier", "Guglielmo Tell", "II Tabarro", "Gianni Schichi" and "Fanciulla del West". One of his most successful roles was Escamillo, which he also sang in a complete recording. Later he added Amfortas and Hans Sachs to his repertoire. Between 1925 and 1931 he sang at Covent Garden and at the Teatro Colon, Buenos Aires (1926-28, 1930) as well as at the Arena in Verona, where he sang the following roles in the course of seven seasons: 1922 Tonio, 1924 Carlo Gerard, 1925 Barnaba, 1931 the eponymous hero in "Guglielmo Tell", 1932 Renato, 1934 Carlo Gerard again and finally Escamillo in 1948. Franci, who also made guest appearances in Paris and Berlin, enjoyed an exceptionally long career. In 1940 he sang Barak at the first Italian performance of "Frau ohne Schatten" at La Scala. In 1944 he was celebrated at the Teatro San Carlo in Naples. His post-war career also took him to several international houses. …