schreibe was sie hören wollen - oder nicht ... 5,0 von 5 Sternen Gielen-Dokument - leider gekuerzt 23. März 2008 Hier sind "zwei halbe" Tristan-Mitschnitte auf je zwei CDs dokumentiert, vermutlich, weil es sich um eine Co-Produktion der Inszenierung Goetz Friedrichs handelte. Die groesste Aufmerksamkeit gilt (aus meiner Sicht) der Amsterdamer Aufnahme unter Michael Gielen, von welcher der erste und zweite Akt (letzterer leider minimal gekuerzt) vorliegt. Gielen zeigt, dass sich eine klare Strukur und "Leidenschaft" nicht ausschliessen, sondern gegenseitig bedingen. Dies wird schon im Vorspiel zum ersten Akt deutlich (unglaublich: die radikale Klarheit der Motive), das ich aehnlich ueberzeugend nur in der 74er Live-Aufnahme unter Carlos Kleiber gehoert habe. Beide Dirigenten beziehen "langsam schmachtend" eher auf den Charakter der Musik, weniger auf die uebliche Schlepperei. In seinen teilweise radikalen Tempovorstellungen geht Gielen u.U. an die Grenzen des Orchesters (besonders der Blechblaeser: Vorspiel zum zweiten Akt), man kann also keine Studioperfektion erwarten. Pekka Nuotio, ein wenige Jahre spaeter (Aufnahmejahr: 1974) verstorbener finnischer Tenor, singt einen passablen Tristan (der im Begleitheft eigenartigerweise kritisiert wird, vermutlich, weil Lindholms Isolde ihn teilweise "uebertoent"); ohne den dritten Akt zu kenen, kann man ihn freilich nicht gerecht beurteilen. Lindholm klingt etwas nach "Reserve-Nilsson": Ihre Spitzentoene und Durchsetungskraft beeindrucken zweifellos, allerdings wirkt ihre Gestaltung teilweise unsensibel. Ulrik Cold (der Sarastro in Ingmar Bergmans "Zauberfloete") singt einen erschuetternden Marke der leisen Toene, Franz Grundheber einen ueberzeugenden Kurwenal, den man C. Kleiber in seinen Aufnahmen gewuenscht haette. Yvonne Minton singt, wie gewohnt, eine zuverlaesige Brangaene. Fazit: Gielens Tristan haette eigentlich eie Gesamtaufnahme verdient - auch die hier dokumentierten Auszuege sid eine grosse Bereicherung fuer die Tristan-Diskographie! Die Technik ist diskret ... Die zweite Aufnahme (Scheveningen, 1979, Ende erster,zweiter und dritter Akt, jeweils leicht gekuerzt)ist einzig als Information ueber die vorzueglichen Saenger (Spas Wenkof als Tristan, Roberta Knie als Isolde, Hanna Schwarz als Brangaene und wiederum Grundherber und Cold in ihren Rollen) von Interesse. Wie in der obigen Einspielung sind hervorragende Saenger dokumentiert, die von der Schallplattenindustrie "vernachlaessigt" wurden - zum Nachteil vieler Wagneraufnahmen (C. Kleiber u.a.)! Hans Vonk leitet eine eher spannungsarme Auffuehrung.